Künstliche Intelligenz mit unsichtbarem ökologischen Preis
Künstliche Intelligenz mit unsichtbarem ökologischen Preis, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Die Zahl der mit künstlicher Intelligenz erstellten Videos steigt rasant. Immer häufiger tauchen auf sozialen Plattformen hyperrealistische Deepfakes auf, die verstorbene Prominente oder historische Persönlichkeiten in unwirklichen Szenen zeigen. Millionen Nutzer laden diese Inhalte herunter, teilen sie weiter und verstärken damit den globalen Trend. Doch neben ethischen Fragen rückt nun ein weiterer Aspekt in den Fokus – der ökologische Preis dieser Technologie.

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OpenAI Sora sorgt für Welle von Deepfake-Videos

Die Plattform Sora wurde innerhalb von weniger als fünf Tagen über eine Million Mal heruntergeladen. Sie steht weiterhin an der Spitze der App-Store-Charts in den Vereinigten Staaten. Der Erfolg erklärt sich durch die einfache Handhabung. Nutzer können ohne technische Kenntnisse realistische Videos erstellen und direkt in sozialen Medien veröffentlichen. Dadurch entstanden in kurzer Zeit tausende künstlich erzeugte Szenen, die sich viral verbreiten.

Besonders kontrovers sind Videos, die verstorbene Personen zeigen. Familien bekannter Persönlichkeiten, darunter die Familie von Dr. Martin Luther King Jr., forderten Unternehmen der Branche auf, ihre Angehörigen von solchen Inhalten auszuschließen. Die emotionale Wirkung dieser Videos überdeckt jedoch häufig eine andere, weniger sichtbare Folge: ihre Belastung für Klima und Umwelt.

Dr. Kevin Grecksch von der Universität Oxford warnt

Dr. Kevin Grecksch, Dozent an der Universität Oxford, weist auf den erheblichen ökologischen Einfluss der Technologie hin. Er erklärt: „Es gibt eine ziemlich große versteckte Auswirkung auf die Umwelt, weil diese Videos irgendwo produziert werden müssen – und das geschieht typischerweise nicht auf deinem Handy.“

Die Verarbeitung erfolgt in riesigen Rechenzentren, die weltweit verteilt sind. Diese Einrichtungen benötigen enorme Mengen an Energie und Wasser. Zum Kühlen der Server wird Frischwasser in industriellen Mengen verwendet. Laut Dr. Grecksch sei vielen Nutzern nicht bewusst, wie ressourcenintensiv die Herstellung dieser scheinbar harmlosen Clips ist.

Strom- und Wasserverbrauch in Datenzentren

Rechenzentren verbrauchen jährlich Millionen Liter Wasser und große Mengen Strom. Die Kühlung der Hochleistungsserver ist notwendig, um Überhitzung zu vermeiden.

  • Für die Kühlung eines großen Rechenzentrums werden täglich bis zu 4 Millionen Liter Wasser benötigt.
  • Der Strombedarf solcher Anlagen kann dem Verbrauch einer Kleinstadt entsprechen.
  • Viele dieser Zentren befinden sich in Regionen, die bereits unter Wassermangel leiden.

Die neue Generation von KI-Apps verstärkt diesen Trend, da immer mehr Inhalte in kurzer Zeit generiert werden. Das führt zu einem kontinuierlich steigenden Energiebedarf.

Zukunft von Rechenzentren in Süd-Oxfordshire

Die britische Regierung plant, Süd-Oxfordshire zu einem der ersten Wachstumsgebiete für künstliche Intelligenz zu machen. Dr. Grecksch sieht darin ein ernstes Problem, da bisher nicht geklärt sei, woher das Wasser kommen solle, das zum Kühlen der Server nötig ist. Er betont, dass mehr integriertes Denken erforderlich sei, um nachhaltige Standorte für Rechenzentren zu schaffen.

Er sagte: „Die Katze ist aus dem Sack, was künstliche Intelligenz betrifft, aber wir müssen ein bisschen mehr integriertes Denken darüber haben, wo wir Rechenzentren platzieren und wie wir sie kühlen.“

Die Diskussion über den ökologischen Fußabdruck von KI-Technologien wird damit um eine neue Dimension erweitert. Während sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ethische Fragen und die Verfälschung von Realität richtet, bleibt die ökologische Verantwortung eine zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Der Umgang mit Wasser- und Energieverbrauch entscheidet darüber, ob künstliche Intelligenz künftig nachhaltig betrieben werden kann.

Quelle: BBC